Wer heute in Spiez den Intercity-Zug besteigt und eine halbe Stunde später, wie nach einer U-Bahnfahrt in einer Grossstadt, das Rhonetal erreicht, ist sich kaum bewusst, dass der Lötschenpass über Jahrhunderte eine wichtige Verbindung von Bern ins Oberwallis und weiter über den Simplon nach Italien war.
Der Lötschenpass hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Als wichtiger Handelsweg, als Kriegsschauplatz, als Übergang von grosser strategischer Bedeutung. Heute ist der Pass ein beliebter Wanderweg.
Die ersten menschlichen Zeichen stammen aus der Jungsteinzeit und sind über 3500 Jahre alt. Es sind dies guterhaltene Pfeilbögen aus der Jungsteinzeit. Vermutlich war der Pass auch während der Römerzeit stark begangen. Im Gasterntal soll beim Bau des Gasternsträsschens 1912 eine goldene Münze aus jener Zeit gefunden worden sein.
Während die Römer von bevorzugten klimatischen Verhältnissen profitieren konnten, wurde der Pass auch nach Beginn der kleinen Eiszeit um 1350 weiterhin als Handelsweg benutzt. Vom einem Holzkreuz auf dem Pass ist bereits 1352 die Rede. Für die Reisenden damals war die Überquerung mit grossen Entbehrungen und Gefahren verbunden. Die ersten Chroniken des Mittelalters beschreiben den Pass „als nass, rau und unwegsam und sorglich zu wandeln und verfallen viel Leut darauf“[1]
Das 14. Jahrhundert war das Jahrhundert der blutigen Fehden. Walliser und Berner schlugen einander in den Jahren 1384 und 1419 aus politischen und wirtschaftlichen Gründen die Köpfe ein. Im Jahre 1420 schlossen Bern und Wallis Frieden.
Der Lötschenpass als Handelsweg bietet in den folgenden Jahrhunderten der Bevölkerung des Frutig- und des Lötschentales, neben Landwirtschaft und Söldnerdiensten, ein bescheidenes Einkommen als Säumer und Händler. Stattliche Häuser in Ferden und Kippel aus dem 17. Jahrhundert zeugen vom damaligen Reichtum.
[1] (STUMPF, 1548)
Konkurrenz
Im Jahr 1736 bekommt der Lötschenpass Konkurrenz durch den Gemmipass. Das steile, felsige Teilstück von Leukerbad auf die Gemmi wird von Mineuren aus dem Tirol zu einem breiteren und mit Maultieren begehbaren Weg ausgesprengt. Der längere und bedeutend höhere Lötschenpass verliert als Handelsweg an Bedeutung. Für die Lötscher bleibt er jedoch ein wichtiger Lebensnerv. Der Weg ins Rhonetal durch die wilde Schlucht der Lonza ist steinschlag- und lawinengefährdet. Noch bis zur Eröffnung des Lötschbergtunnels 1913 wird der Pass mit Waren und Vieh überquert. Auch mein Grossvater Stefan Henzen (1883 – 1967) hat „Veh" über den Pass getrieben und auf den Märkten im Berner Oberland verkauft. Zurückgebracht hat er Nägel und andere wichtige Eisenwaren für den täglichen Gebrauch. Diese hat er portioniert und in „Volksfreund"- und später in „Walliserbote" Papier eingepackt und an die Bevölkerung verkauft.
Heute ist die Bedeutung des Passes eine touristische. Er ist im Winter vom Skigebiet Lauchernalp aus sehr leicht erreichbar. Die neue Hütte auf dem Lötschenpass ist deshalb auch im Winter offen. Im Sommer wandern Schulen, Familien und Einzelpersonen über den geologisch sehr interessanten Übergang.
ROUTE
Mit dem Bus nach Selden. Neben den tosenden Wasserfällen des Leitibachs bis zur Gfellalp. Weiter über die Moräne des Lötschengletschers bis zur Passhöhe auf
2690 m.u.M. Von dort hinunter auf die Lauchernalp und weiter auf dem Lötschentaler Höhenweg auf die Fafleralp. (Ausstieg auf der Lauchernalp möglich)
Selden - Lötschenpasshütte ca. 3.5 Std
Aufstieg ca. 1220 m
Lötschenpasshütte - Fafleralp ca. 4.5 Std. (Bis Bergstation Lauchernalpbahn ca. 2 Std.)
Schwierigkeitsgrad T3 auf der SAC Bergwanderskala
DATEN
29. und 30 Juni 2023
TREFFPUNKT
Postauto Fafleralp ab: 8:18 Uhr
Postauto Wiler Luftseilbahn ab: 8:36 Uhr
VERPLEGUNG UND AUSRÜSTUNG
Gute Trekking / Wanderschuhe
Regenjacke, Kopfbedeckung, Sonnenbrille
Lunchbag inklusive!
PREIS
CHF 80 pro Person inklusive Lunchbag (Transporte und Ubernachtung in der Lötschenpasshütte nicht inbegriffen)
max. 8 Personen